2002 hat das Österreichische Rote Kreuz mit dem "Helga-Treichl-Hospiz" sein erstes stationäres Hospiz eröffnet. Am 8. Jänner wurde die erste Patientin stationär aufgenommen, am 15. März das Haus mit acht Betten offiziell eröffnet. 

 

Benannt war es nach der 1995 verstorbenen Ehefrau des Bankiers Heinrich Treichl, der von 1974-1999 auch Präsident des Österreichischen Rotes Kreuzes war. Helga Treichl war zeitlebens für ihr großes Herz und ihr humanitäres Engagement bekannt. 

 

Im Frühjahr 2013 sah sich das ÖRK nicht mehr in der Lagen, die hohen Abgänge (jährlich rund 500.000 Euro) zu finanzieren. Verschiedene Lösungsansätze gemeinsam mit der öffentlichen Hand scheiterten. Ein langfristiges Übereinkommen konnte letztendlich gemeinsam mit dem Konvent der Barmherzigen Brüder Salzburg erzielt werden, die das Haus seit 1. Jänner 2014 unter dem Namen Raphael Hospiz Salzburg weiterführen. Der Erzengel Raphael gilt als der Patron der Kranken, der Begleiter der Pilger. 

 

In den einundzwanzig Jahren seines Bestehens konnten im Hospiz rund 2.100 schwer kranke und sterbende Menschen begleitet werden.

 

 

Das Leitbild des Raphael Hospizes Salzburg
Das Leitbild des Raphael Hospizes Salzburg

von achtsamkeit und respekt

Im "Leitbild für das Raphael Hospiz", das die Barmherzigen Brüder gemeinsam mit dem Mitarbeiterteam des Hospizes erstellt haben, heißt es: "Wir möchten im Hospiz ein offenes Haus für unheilbar kranke Mitmenschen sein. Die Betreuung ist unabhängig von sozialem Status, Weltanschauung und religiöser Ausrichtung. Unser Patient*innen sind uns wertvoll und wichtig. Während sie im Hospiz leben, sollen sie sich in ihrem Wesen und auch in ihren persönlichen psychischen und physischen Grenzen verstanden, angenommen und bejaht fühlen. Alle Begegnungen sollen von Achtsamkeit und Respekt geprägt sein. Uns ist ein ehrliches, offenes und familiäres Miteinander wichtig. Wir erachten es als Ehre, unsere Patient*innen bis ans Ende ihres Lebens begleiten zu dürfen."

Lebensqualität ganz am Schluss

Idyllisch gelegen, mit Blick in die Natur, die Bäume, die Berge. Die Patient*innen genießen diesen Blick durchs offene Fenster, vom Balkon oder der Terrasse aus genauso wie ihre Angehörigen, die sie rund um die Uhr besuchen können.


Menschen sind bis zum letzten Augenblick ihres Lebens wichtig, und wir werden alles tun, damit sie nicht nur in Frieden sterben, sondern auch bis zuletzt in Würde leben können.

Cicely Saunders

kleinigkeiten - MOMENTE aus dem HOSPIZ

"Ich leb ja noch immer", sagt der 92-jährige stattliche Herr hörbar enttäuscht, als ihn die ehrenamtliche Mitarbeiterin im Hospiz besucht und er gerade vom Schlaf erwacht. Er möchte endlich "weg von dieser Welt". Einmal sitzen die beiden auf einer Parkbank mit Blick auf den Gaisberg. Das Wetter ist angenehm, er lehnt seinen Kopf an ihren Kopf und sie ihren an seinen. So sitzen sie eine Weile, Schläfe an Schläfe, Hand in Hand, und der Atem geht im gleichen Rhythmus. Ein wunderbares Gefühl der Vertrautheit breitet sich aus, Wärme, Geborgenheit, Stille und Frieden. Unvergesslich. Zwei Tage später kann er

in Frieden einschlafen.

Der Junggeselle von Zimmer 1. Sein Leben lang hat er sich um andere gekümmert; das Wohl der Mitmenschen war ihm wichtiger als sein eigenes. Dann die Krankheit. Bauchspeicheldrüse, strenge Diät. Schließlich ins Hospiz. ,"Endlich eine Wohnung mit Garten", schwärmt er beim Beziehen des Zimmers. Als es keine Chance auf Heilung mehr

gibt, stellt er sein Leben um. Endlich was für sich tun! Mit dem Rollator über die Wiese rumpeln. Cremetorte mit Bier. Marillenknödel, soviel geht! Drei Wochen Leben.

Das Häuflein Elend, um die 70, das um keinen Preis dableiben will, oder der alte Griesgram, Ende 90, durch die Krankheit verbittert, die Beine voller Wasser ... erst als die ehrenamtliche Mitarbeiterin und die Hospizschwester leise zu singen anfangen, einfach so, was ihnen grad einfällt, lassen sich die alten Herren waschen und cremen und lächeln

sogar dabei.

Bei der Geburt seines zweiten Kindes ist er dabei gewesen. Jetzt, vier Wochen später, geht es ans Sterben. Der Mann ist 36 und kann sich, weil seine Krankheit so weit fortgeschritten ist, nur mehr schreibend verständigen. ,"Ich hab im Leben auf alles verzichtet", notiert er. "Jetzt, wo das Leben schön ist, muss ich gehen."

"Auch wenn mein Schmerz und mein Verlust groß ist, bin ich froh, dass er in einer liebevollen Umgebung war. Wenn mein Schmerz kleiner ist und noch Zeit vergangen ist, habe ich das Bedürfnis, mich für das Hospiz zu engagieren, wo ich auch mithelfen kann, dass es anderen Menschen genauso gut geht. Denn es wissen noch zu wenig über Eure Sache Bescheid. Das sollte man laut raus schreien."