seemannslieder und so

Herr Franz war Musiker, Unterhaltungsmusiker; das Akkordeon war sein Lieblingsinstrument. Seemannslieder spielte er besonders gern. Auch Bergsteigerlieder - im Zeppezauerhaus am Untersberg hat er oft gespielt und gesungen, früher einmal.

 

Im Erinnerungsbuch des Hospizes, in dem alle Menschen, die hier gelebt haben und hier gestorben sind, ihre gebührende Seite haben, gibt es ein paar Fotos mit dem Herrn Franz drauf. Ein Jugendfoto zum Beispiel: er im Matrosengewand, die Mütze keck in die Stirn hochgeschoben, an der Bar lehnend – eine hübsche Faschingsszene. Und ein Foto aus seiner letzten Lebensetappe: Herr Franz, auf dem Bett sitzend, sichtlich zufrieden, von zwei Hospizmitarbeiterinnen flankiert. Herr Franz spielt gerade Akkordeon, ein Seemanslied, aller Wahrscheinlichkeit nach. "Seemann, lass das Träumen..."

 

Herr Franz hat das Leben kennengelernt, auch die Nachtseiten. Mit den Menschen kennt er sich aus. "Ich hab die Angeber nie mögen", schreibt er den Schwestern auf einen Notizzettel, "außen uiii, innen pfui!" Herr Franz kann nicht mehr sprechen, nur mehr mit dem Kugelschreiber.

 

Im Jänner 2003 ist er ins Hospiz gekommen, direkt aus dem Krankenhaus. "Austherapiert" heisst das, wenn es keine Heilungschance mehr gibt. Der Herr Franz ist ohne große Schätze eingetroffen. Eigenes Akkordeon hatte er schon lange nicht mehr. Aber ein Musiker braucht die Musik, gerade am Ende des Lebens. Also hat ihm Frau Ilse, eine ehrenamtliche Begleiterin, ihr eigenes Instrument gebracht, leihweise. Und Herr Franz hat gespielt. Nicht nur für sich. Im Pflegeheim nebenan hat er die Menschen unterhalten. Mit Seemannsliedern und so.

 

Auch Hospizschwestern haben ihre traurigen Momente, wie sollte es anders sein! Der Schwester Veronika ist es einmal so gegangen. Ziemlich betrübt, wegen irgendwas, ist sie zu Herrn Franz ins Zimmer gekommen. Der sterbenskranke Herr Franz hat sofort verstanden, einen Notizzettel zur Hand genommen und geschrieben: ,,Lass sie nur reden, die Menschen!" Und dann hat er das Akkordeon gepackt und nur für die Schwester Veronika gespielt - "Es wird alles wieder gut. .." Das war ein paar Tage vor seinem Tod.